What was it like in a German 16th Century Fechtboden? Here is a glimpse written by Prof. Dr. G Panconcelli-Calzia in 1926, based on his studies of the manuscript entitled “Codex Guelf 83.4 August 8°, which still resides in the Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.
Prof. Dr. G Panconcelli-Calzia is a notable author of several books on experimental phonetics and was an early researcher of the Historical European Martial Arts (HEMA). Preceeded by the more famous Alfred Hutton, Egerton Castle, Sir Richard Burton, and other early fencers in the late 19th century, he tried reviving HEMA in the mid 1920’s, when he was in his 40s. As such he is quite interesting, since he belongs to a second generation of early HEMA recreationists. However, little is known about how his ambitions actually turned out. And of course, the decades following his publications on Kunst des Fechtens (KDF) saw chaos and turmoil of never before seen proportions, with the rise of the fascist movement in large parts of Europe and the coming WWII, which may explain why we see no more articles on the topic after the 1920s.
But, during the years of 1922-48 Panconcelli-Calzia was a professor at the University of Hamburg and during his first years he wrote several extensive articles on the topic of fencing, both modern and historical. Here is a list of the known articles:
In 1924, the same year he began experimenting with HEMA, he wrote a 9p article entitled Fechten als Sport – Ein Beitrag zur Reform des Studentenfechtens. The very same year he wrote the 35p article Streifzüge durch die Geschichte der Fechtkunst des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Winke und Vorschläge zur Neubelebung der Fechtkunst.
The following year, 1925 he wrote the 12p article Die Entstehung des Fechtens, the 16p article Das Fechten mit alten Waffenand the 12p article Über den Fechtertypus und einige körperliche Erscheinungen beim Sportfechten. And finally, in 1926, the 8p article Deutsche Fechtkunst im 16. Jahrhundert (the article transcribed below).
Here is a quote that sheds a bit of light on his passion for the KDF.
Systematic attempts to revive the earlier German fencing arts were already started in 1924 by the author of these lines. The demonstrations, which always supplement the scientific lectures, were acclaimed by the audience, regardless if they were fencers or amateurs.
If the fencing of the earlier Germans were to again gain respect and these fencing techniques properly cultivated, then could someone, for whom the modern sport-weapons show no promise, perhaps use two-handers, especially if he is stocky and strong, another, who is lighter and more agile, would probably decide on the dusack, etc.
This should stay isolated not only for reasons relating to sports, but also for cultural history, for the cultivation and revival of old practices requires becoming acquainted with past cultural assets and so contributes to a deeper appreciation of the history of a people.
Prof. Dr. G Panconcelli-Calzia died in 1966 at the age of 88, after a successful career in the study of phonetics.
Here the article begins:
Deutsche Fechtkunst im 16. Jahrhundert.
Wer heute zum ersten Male einen fechtsaal betritt, wird sofort von dem bunten, beweglichen Bilde, das sich ihm bietet gefesselt. Zuerst sieht er allerdings nur ein Gewimmel von weiß gekleideten Gestalten, die den Kopf mit Masken verkappt die rechte Hand mit einem ledernen Handschuh geschützt, sich rasch un entschlossen bewegen und Rufe ausstoßen, Allmählich aber gewöhnt sich der Laie an diesen scheinbaren Wirrwarr.
Er sieht zwei Fechter mit zierlichen, dünnen, biegsamen Waffen daherkommen, die sich einander gegenüberstellen. Sie halten die Maske in der Hand, heben die Waffen hoch und strecken sie zum Gruß zuerst dem Gegner zu, dann nach links und rechts, setzen die Maske auf und und nehmen die kampfstellung ein. Der Besucher hat Glück, denn vor ihm stehen zwei erfahrene Fechter, die Wohl bedacht find, dem Grundsatz der Fechtkunst, “möglichst oft den Gegner treffen, ohne getroffen zu werden”, volle Ehre zu machen dabei aber die vorgeschriebenen Bewegungen nicht nur regelrecht, sondern auch schön auszuführen. Die Waffe ist das nur zum Stich bestimmte Florett; es wird damit ausschließlich zwischen Schlüsselbein und Hüftknochen gezielt. Diese Aufgabe hört sich sehr einfach an, es ist aber nicht leicht, ihr zu entsprechen. Der eine Fechter führt rasche und enge Bewegungen aus, der Bedrohte läßt sich aber nicht verbluffen, verfolgt seinen Gegner mit scharfem Blick – er ist getroffen, meint der Zuschauer – nein, er hat mit einer einfachen Kreisbewegung dem Angriff abgewehrt, mit einem ebenso einfachen, aber blitzschnellen geraden Stoß geantwortet und den Gegner getroffen. Der kampf geht weiter! Angriff und Paraden werden schneller. Mit einem Male gibt sich der Gegner links beim Ausführen eines Stoßes eine Blöße in der Flanke, der Fechter rechts bückt sich geschwind und stößt gegen die entblößte Stelle, indem die Spitze der gegnerischen Waffe über seinen körper hinweggeht. Der letzte Treffer! Die Fechter spannen sämtliche Muskeln ihres körpers aufs äußerste und versuchen durch leise Berührungen die klinge des Gegners zu gewinnen; jeder strebt durch allerlei Schliche danach, dem anderen irgendeine “Aktion” zu suggerieren, um ihn letzten Augenblick eine andere auszuführen und ihn dadurch zu überrumpeln. Da – zwei blitzartige Bewegungen des Fechters rechts, vergebens! … er findet die Brust, worauf er gezielt hat, nicht mehr; der Gegner links hat rasch aufgefaßt, sich noch rascher um seine vertikale Achse nach der seite gedreht, ist dem ihm zugedachten Stoße entgangen und hat dem Gegner die Spitze seines Floretts mitten auf die Brust gesetzt. Hochheben der Schutzmaske Gruß, händedruck – der Waffengang ist aus. Der laie versteht wohl die Einzelheiten und Feinheiten der Technik nicht, ist er aber in scharfer Beobachter und hat Berständnis für Bewegung und Kampf, so kann er sich dem Zauber nicht entziehen, der von einem schönen Waffengange ausgeht. Schon bietet sich dem Besicher ein neues …
Author: Prof. Dr. Giulio Panconcelli-Calzia
Transcribed by: Roger Norling of GHFS
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